Thursday, December 10, 2015

Santiago de Compostela | ISPM Bremen, Gerardo Señoráns Barcala

Santiago de Compostela | ISPM Bremen


Auslandsemester an der Universidade de Santiago de Compostela, Spanien

von Ge­rar­do Señoráns Bar­ca­la


ImNord­wes­ten Spa­ni­ens, an der Küste Ga­li­ci­ens, wo die Grie­chen und spä­ter die Römer das Ende der Welt ver­mu­te­ten, liegt dieHaupt­stadt San­tia­go de Com­pos­te­la. Die Uni­ver­si­tät San­tia­go de Com­pos­te­la „USC“(www.​usc.​es), ist un­zwei­fel­haft eine his­to­ri­sche Uni­ver­si­tät, im 12.​Jahrhun­dert wurde sie als Col­le­gi­um Maior ge­grün­det. Hun­dert Jahre vor der ers­ten Uni­ver­si­täts­grün­dung in Eu­ro­pa. Die päpst­li­che Bille von Ju­li­us II 1501 erhob sie zur Uni­ver­si­tät.

Es sind etwa 40.000 Stu­den­ten, 2.000 Leh­ren­de und 1.000 Ver­wal­tungs­kräf­te an der USC. Ich habe Stu­den­ten aus aller Welt ken­nen ge­lernt, so vom Aus­tra­li­er bis Zy­prio­ten. Mir fie­len die vie­len Stu­den­ten aus Skan­di­na­vi­en, Bri­tan­ni­en, Ost­eu­ro­pa, China, Japan, In­di­en, Ara­bi­sche Welt, Afri­ka und US- und Süd­ame­ri­ka­ner auf. Der Frau­en An­teil lag deut­lich über 60%!“ Der Cam­pus ist himm­lisch und teil­wei­se aus dem 16./17. Jahr­hun­dert.

Der Po­li­tik Trakt ist teil­wei­se ganz neu und mit allem er­denk­li­chen aus­ge­stat­tet. Die Pro­fes­so­ren sind sehr nett - wirk­lich vom Fach und auch in­ter­na­tio­nal tätig.

Die Vor­le­sungs­spra­che war über­wie­gend Spa­nisch, Ga­li­cisch und Eng­lisch – je nach Wunsch und Mög­lich­keit des Do­zen­ten. Die Do­zen­ten haben immer ein of­fe­nes Ohr und Zeit!
Für die Prü­fun­gen bie­ten die Do­zen­ten Pra­xis­se­mi­na­re an und somit ist man gut vor­be­reit. Die Of­fi­zi­el­len Lan­des­spra­chen sind Ga­li­cisch und Spa­nisch. Das Ga­li­cisch war zum 14.​Jahrhun­dert die Spra­che der Lyrik, Poe­sie in Hi­spa­ni­en. Gleich am Cam­pus gibt es die bes­ten Buch­hand­lun­gen Fol­las Novas (die beste in Ga­li­ci­en) oder Fon­se­ca.


Die Stadt San­tia­go hat ca. 100.000 Ein­woh­ner, wor­aus sich ab­lei­ten lässt, dass sie eine
Stu­den­ten­stadt ist. Mehr als die hälf­te der Ein­woh­ner ist unter 30 Jahre alt!

Das Nacht­le­ben ist wirk­lich un­glaub­lich, vom Pub, Ter­tu­li­as, Bares, Re­stau­rants, Sal­sa­te­cas, Dis­cos, Kinos, Thea­ter, Mu­se­en etc. – hier ist alles zu fin­den! – „La vida loca“ tobt hier – und das jeden Tag! – Am Wo­chen­en­de ist der BÄR los! – Man fin­det „sehr“ schnell An­schluss und in der äl­tes­ten Her­ber­ge/Hotel Hos­tal de los Reyes Católicos (1492) auf un­se­ren Glo­bus, wür­den sich auch Don Juan und Co. wohl­füh­len!


Wer
raus möch­te, fin­det im grü­nen Ga­li­ci­en (denkt an Schott­land) alle Grün­tö­ne die­ser Welt und super Wan­der­pfa­de. Die Re­gi­on ist, dank des ma­ri­ti­men Kli­mas die nie­der­schlags­reichs­te in ganz Spa­ni­en und sehr üppig an Ve­ge­ta­ti­on (es reg­net dop­pelt so­viel wie in Ham­burg). In den Ber­gen, die es ohne Ende gibt, sah ich oft die ein­zi­gen Wild­pfer­de Eu­ro­pas. Ga­li­ci­en ge­hört zur ge­bir­gigs­ten Re­gi­on Eu­ro­pas. Der At­lan­tik ist un­ge­fähr eine halbe Stun­de ent­fernt von San­tia­go. Es fah­ren Züge, Busse in gro­ßer Zahl und güns­tig über­all hin.

Zu er­wäh­nen ist A Coruña (De­por­tivo de la Coruña, Zara) und des­sen Her­cu­les Leucht­turm aus
rö­mi­scher Zeit - der Sage nach, von Her­ku­les sel­ber er­baut (2.​Jahrhun­dert und äl­tes­ter in Funk­ti­on welt­weit). Die­ser soll Zwil­ling des be­rühm­ten Leucht­tur­mes Pha­ros von Alex­an­dria sein.
In Lugo fin­den wir die längs­te und brei­tes­te Stadt­mau­er rö­mi­scher Zeit (Welt­kul­tur­er­be der UNESCO). In der Ha­fen­stadt Vigo, fin­den wir den tiefs­ten Über­see­ha­fen der Welt; in Fer­rol
fin­den wir die äl­tes­te Schiffs­werft Eu­ro­pas Bazan (16.​Jahrhun­dert), die High­tech Schif­fe baut. Alle sech­zig Ki­lo­me­ter fin­den wir einen Flug­platz. Porto (Por­tu­gal) ist in ca. 2,5 Stun­den zu er­rei­chen.


Ga­li­ci­en hat über 772 Strän­de und atem­be­rau­ben­de Steil­küs­ten wie die be­rühm­te Costa de la
Mu­er­te. Eu­ka­lyp­tus, Pinie, Eiche, Edel­kas­ta­nie (Kas­ta­ni­en­brot) geben der Luft eine be­zau­bern­de und fri­sche Duft­no­te. Ga­li­ci­en ist auch das Land der Kel­ten und einer iri­schen Sage nach, soll ein Kel­ti­scher Prinz aus Ga­li­ci­en in Ir­land seine liebe ge­sucht haben. Des­halb heißt Ir­land hier Eire.
Das ga­li­ci­sche Na­tio­nal­in­stru­ment ist der Du­del­sack und immer be­sucht von Iren, Schot­ten und Wal­li­sern. Hexen sind hier nicht ne­ga­tiv, son­dern po­si­tiv. Der ty­pi­sche kel­ti­sche Aber­glau­be ist hier zu­hau­se und er­in­nert mich an Ir­land. Die ga­li­ci­sche Küche soll als die Aus­ge­wo­gens­te Eu­ro­pas gel­ten (laut EU).

Zur Geschichte der Stadt, Galicien und der Kathedrale

Der grie­chi­sche Geo­graph Pto­le­mä­us, nann­te Ga­li­ci­en das Land der Göt­ter und des­sen Rias (Fjor­den) den Hand­ab­druck Got­tes. Die Römer nann­ten es Finis Ter­rae (das Ende der Welt). In Ga­li­ci­en „bau­ten“ schon die Phö­ni­zier, Grie­chen und Römer Gold, Sil­ber, Mar­mor etc. ab. Die Rö­mi­sche Pax Roma­na Po­li­tik brauch­te fast 300 Jahre, um die Ga­li­cier zu un­ter­wer­fen. Nun zur Ge­schich­te der Stadt, schon im 1./2. Jahr­hun­dert vorChris­tus war es rö­mi­sches Lager.

An­fang des 9. Jahr­hun­derts wur­den hier die Ge­bei­ne des Apos­tels Ja­ko­bus Maior (des Äl­te­ren)
ent­deckt und die unter dem Altar der Ka­the­dra­le be­gra­ben sind. Genau in der Zeit, als die hef­ti­gen Mau­ren­stür­me das Christ­li­che Abend­land er­schüt­ter­ten und ohne San­tia­go (St. James), währ die
Eu­ro­päi­sche Ge­schich­te an­ders ver­lau­fen. Seit über tau­send Jah­ren sind Mil­lio­nen von Chris­ten dort­hin ge­pil­gert, ihr Ziel war und ist das Grab. Mit Stab und Pe­le­ri­ne, Pil­ger­fla­sche und dem mit Ja­kobs­mu­scheln be­stück­tem Hut. Sie haben diese Stadt nach Rom und Je­ru­sa­lem zur dritt­wich­tigs­ten Pil­ger­stät­te der Chris­ten­heit ge­macht. Viele Pil­ger woll­ten das Meer sehen, über das Ja­ko­bus als Toter auf wun­der­ba­re Weise nach Ga­li­ci­en (Ja­kobs­land) ge­kom­men sein soll. Die Men­schen glaub­ten da­mals,
hier sei das Ende der Erde und dass sich an sei­nem Ende der Him­mel für sie öff­net. Die Aus­wir­kun­gen waren auf das Glau­bens­le­ben, auf Han­del und Ge­wer­be, auf Kunst und die Li­te­ra­tur im glei­chen Maße
spür­bar. Heute pil­gern viele, weil sie zu sich selbst fin­den wol­len. Für das hei­li­ge Jahr 2004, wer­den über sechs Mil­lio­nen Pil­ger er­war­tet! - Ein hei­li­ges Jahr ist, wenn der 25.​Juli auf einen Sonn­tag fällt. Die Ka­the­dra­le von San­tia­go de Com­pos­te­la, ist kein totes Kul­tur­ob­jekt, son­dern dank der Pil­ger stets le­ben­dig.


Beim Hin­ein­ge­hen, be­wun­dert man den Por­ti­co de la Glo­ria (Ein­gang). Der Pil­ger­got­tes­dienst und am Ende der spek­ta­ku­lä­re "Auf­tritt" des „Bo­ta­f­u­mei­ro“ (Weih­rauch­kes­sel) sind atem­be­rau­bend. Acht
Män­ner las­sen den über­gro­ßen Weih­rauch­kes­sel unter dem Bei­fall der Pil­ger bis an das Ge­wöl­be des Quer­schif­fes flie­gen! Die UNESCO er­klär­te (1985) die ge­sam­te Alt­stadt zum Welt­kul­tur­er­be der
Mensch­heit und im Jahre 2000 war sie eine der Kul­tur­städ­te Eu­ro­pas.

Der Apos­tel San­tia­go (Ja­ko­bus/St.​James) ist der Schutz­pa­tron Spa­ni­ens und des­halb kamen König Juan Car­los I und Kö­ni­gin Sofia, um das hei­li­ge Jahr 2004 zu be­ge­hen.


Gerardo Señoráns Barcala
Political Scientist - Economist - Journalist
International Relations